Der November 2025 war einer der wärmsten weltweit und wird in den Datensätzen von Copernicus und der Weltorganisation für Meteorologie auf Platz drei geführt. Doch trotz milder Temperaturen blieben Solaranlagen vielerorts enttäuschend schwach. Wärme ist nicht gleich Licht und genau diese Entwicklung zeigt, wie sehr sich Klima und Energieproduktion voneinander entfernen.
Klimawandel macht warm, nicht hell: warum Solarerträge im November enttäuschten
Der November 2025 war weltweit ein besonderer Monat, allerdings aus Gründen, die viele Menschen falsch einordnen. Global betrachtet war er einer der wärmsten November seit Beginn der Messungen. In den Datensätzen von Copernicus und der Weltorganisation für Meteorologie rangiert er auf Platz drei. Und das ist kein Ausreisser, sondern Teil eines grösseren Bildes. Laut Copernicus und WMO wird 2025 zu den drei wärmsten Jahren seit Beginn der Temperaturaufzeichnungen gehören. Die Konzentrationen von CO2, CH4 und N2O erreichten neue Rekordwerte und zeigen klar, dass die grundlegenden Triebkräfte der globalen Erwärmung weiter zunehmen. Diese Entwicklung spiegelt sich in der extremen Wetterlage des gesamten Jahres. Hitzeperioden, Feuer, Überschwemmungen, zerstörte Ernten und eine wachsende Zahl von Menschen, die ihre Häuser verlassen mussten. Der Planet heizt sich auf und hört nicht mehr auf.
Viele sehen solche Nachrichten und denken automatisch, dass ein warmer Monat auch für Solaranlagen gute Werte bedeutet. Die Realität ist eine völlig andere. Warm bedeutet nicht, dass wir viel Sonneneinstrahlung hatten. Die globale Erwärmung sorgt für höhere Durchschnittstemperaturen, aber das hat nur wenig damit zu tun, wie viel Licht tatsächlich den Weg zu unseren Modulen findet.
Das zeigt sich auch in Europa. In Belgien meldete die Wetterstation in Uccle einen milden und feuchten November. Die Durchschnittstemperatur lag mit acht Komma vier Grad deutlich über dem langjährigen Mittelwert von sieben Komma zwei Grad. Dennoch gab es weniger Sonnenschein als üblich und die Zahl der Frosttage lag sogar leicht über dem Durchschnitt. In der Schweiz wiederum gab es grosse regionale Unterschiede. Orte wie Chur meldeten milde Temperaturen und relativ viel Sonne, während Genf spürbar kühler und trüber war. Beides passt in den globalen Trend und zeigt gleichzeitig, wie unterschiedlich regionale Wetterlagen trotz identischer Klimaentwicklung ausfallen können.
Und hier liegt der entscheidende Punkt. Solaranlagen reagieren nicht auf Wärme, sondern auf Licht. Meine eigene Anlage hat das eindrucksvoll bestätigt. Es war mild, aber die Produktion lag weit unter dem, was man erwarten würde. Der November fühlte sich angenehm an, aber energetisch war er schwach. Die Module blieben dunkel, weil der Himmel dicht war. Dieses Muster sehen wir immer häufiger. Eine wärmere Atmosphäre kann sehr viel Feuchtigkeit aufnehmen und führt dadurch oft zu persistenten Wolkendecken, die über viele Tage hängen bleiben und die solare Einstrahlung massiv dämpfen.
Der Copernicus Climate Change Service brachte es präzise auf den Punkt. Der November 2025 war sehr warm, aber dennoch lichtarm. Die globale Erwärmung erhöht die Temperatur, nicht die verfügbare Strahlungsenergie. Wärme ist ein Symptom des Klimawandels, Strahlung ist die technische Grundlage für Photovoltaik. Beides läuft immer häufiger auseinander.
So entsteht ein paradoxes Bild. Wir erleben Monate, die sich mild anfühlen, aber gleichzeitig energietechnisch enttäuschend sind. Ein Klima, das kippt, und ein Energiesystem, das mit diesen neuen Mustern umgehen lernen muss. Warm ist nicht gleich ergiebig. Und die Statistik zeigt es eindeutig. Temperatur und Strahlung korrelieren nur schwach. Die Zukunft wird uns sehr oft genau solche Monate bescheren. Angenehm, mild, aber für Photovoltaik enttäuschend.
Fusion Forecast im Härtetest
Wer jetzt denkt, man müsse nur die Modelle verfeinern und dann lasse sich die Zukunft der Solaranlage sauber berechnen, den holt die Realität sehr schnell ein. Meine eigene Prognosemaschine, der Fusion Forecast, kombiniert ja bewusst zwei sehr unterschiedliche Welten. Auf der einen Seite steht die kuenstliche Intelligenz, die aus historischen Daten und Wetterarchiven lernt, auf der anderen Seite das physikalische Global Tilted Irradiance Modell, das auf Einstrahlung und Geometrie setzt. Der Fusion Wert mischt beide Ansaetze zu einer gemeinsamen Vorhersage.
Ueber zweihundertvierunddreissig Tage gesehen ergibt das ein klares Bild. Der Fusion Forecast lag an dreiundneunzig Tagen am naechsten an der tatsaechlichen Produktion, die reine KI an neunundachtzig Tagen und das Einstrahlungsmodell an zweiundfuenfzig Tagen. Beim mittleren absoluten Fehler liegt Fusion mit knapp fuenf kWh vor der KI mit gut fuenf Komma fuenf kWh und deutlich vor dem Einstrahlungsmodell, das im Mittel mehr als zehn kWh danebenliegt. Auf Jahressicht funktioniert die Kombination also eindeutig besser als jedes der beiden Modelle fuer sich allein.
Aber genau die spannenden Monate wie November entlarven, wo die Grenzen liegen. In vielen Tagen mit dichter Bewoelkung, zerrissenen Fronten und wechselhaftem Licht liegen alle drei Ansaetze weit daneben. Mal ueberschaetzt die KI die Produktion um zwanzig bis dreissig kWh, weil die Muster aus der Vergangenheit nicht mehr passen. Mal liefert das Einstrahlungsmodell Werte, die aussehen, als waere der Himmel glasklar, waehrend draussen eine graue Suppe haengt. Und selbst der Fusion Wert, der beide Ansaetze glattet, kann an einzelnen Tagen um mehr als die Haelfte danebenliegen.
Genau das macht den Punkt deutlich. Wir leben in einem Klima, das sich statistisch aufheizt, aber lokal immer chaotischer wird. Weder Temperatur noch klassische Einstrahlungsmodelle reichen aus, um einen Monat wie den November praezise abzubilden. Unsere Modelle werden besser und die Kombination aus KI und Physik ist heute schon spuerbar treffsicherer als frueher. Trotzdem bleibt die Atmosphaere ein schwieriger Gegner. Warm fuehlt sich angenehm an, aber fuer die Solaranlage kann ein solcher Monat energetisch ein Reinfall sein. Deine Fusion Zahlen zeigen das sehr klar. Die Statistik verbessert sich, die Physik bleibt dieselbe, und das Wetter macht trotzdem, was es will.