Europa verliert jedes Jahr zehntausende Menschen an Herz Kreislauf Erkrankungen, die direkt durch Umweltfaktoren verursacht werden, und dennoch tut die Politik so, als sei das alles ein bedauerlicher Zufall. Die Zahlen sind klar, nur der Wille fehlt.

Europas stille Gesundheitskrise

Europa diskutiert über Inflation, Energiepreise, Kriege und geopolitische Unsicherheiten, aber eine der dramatischsten Entwicklungen läuft weitgehend unter dem Radar. Laut der Europäischen Umweltagentur ist jede fünfte Herz-Kreislauf-Erkrankung in der EU auf Umweltfaktoren zurückzuführen. Das bedeutet, dass Europa jedes Jahr zehntausende Menschen verliert, weil Luft, Lärm, Hitze und chemische Belastungen buchstäblich töten.

Diese Zahl ist nicht metaphorisch. Sie ist kein Aktivistenslogan, kein politisches Schlagwort, sondern eine nüchterne statistische Realität. Und sie bedeutet, dass ein erheblicher Teil der europäischen Sterblichkeit durch bessere Umweltpolitik vermeidbar wäre. In einem Kontinent, der seine Gesundheitssysteme als Kern seiner Identität versteht, ist genau das eine bemerkenswert unbeachtete Tatsache.

Was die Daten zeigen

Die EEA macht deutlich, welche Faktoren dabei dominieren.

Diese Faktoren sind veränderbar. Sie hängen nicht von Genetik ab, sondern von Regulierung, Infrastruktur und politischem Willen. Dass sie dennoch Jahr für Jahr dieselben Todesmuster erzeugen, ist nicht nur ein Umweltproblem, sondern ein politisches. Auch Euronews bestätigt diese Analyse und hebt hervor, dass Herz Kreislauf Erkrankungen die häufigste Todesursache in Europa bleiben, verstärkt durch Umweltstressoren. Die Diagnose ist eindeutig, Umwelt ist ein Gesundheitsfaktor, kein Nebenschauplatz.

Warum diese Krise kaum diskutiert wird

Erstens, sie ist unsichtbar.

Herzinfarkte erscheinen nicht als Umweltkatastrophen, sondern als individuelle Schicksale. Die Verbindung zwischen Feinstaub und Mortalität ist statistisch, nicht visuell.

Zweitens, sie ist unbequem.

Wenn Umwelt krank macht, tragen Regierungen direkte Verantwortung. Das erzeugt politischen Druck, den man lieber vermeidet.

Drittens, sie zerstört den europäischen Selbstmythos.

Europa sieht sich selbst gern als Musterknaben der Umweltpolitik. Die Vorstellung, dass die EU zehntausende vermeidbare Tote verursacht, passt nicht in dieses Selbstbild.

Was getan werden müsste

Technisch einfach, politisch möglich, administrativ überfällig. Die Frage ist nur, ob irgendjemand die Prioritäten setzt, die nötig wären.

Ein europäisches Paradox

Europa ist stolz auf seine Gesundheitssysteme. Dass Umweltfaktoren dennoch ein tödliches Zentrum dieses Systems bilden, ist ein Paradox, das kaum jemand laut ausspricht. Die Daten liegen seit Jahren vor, aber politisch passiert zu wenig, zu spät, zu zaghaft.

Fazit

Die Ironie könnte kaum grösser sein. Die Bevölkerungsgruppen, die statistisch am stärksten unter Umweltbelastungen leiden, gehören oft genau zu jenen politischen Lagern, die am vehementesten gegen Umweltpolitik mobilisieren. Besonders in sozial benachteiligten Milieus, die sich von rechten Parteien vertreten fühlen, gilt Klimaschutz noch immer als ideologischer Luxus für Städter, Akademiker und angebliche Eliten. Hitzewellen, die jedes Jahr tausende ältere Menschen in Europa töten, werden dort gerne als „gutes Sommerwetter“ verklärt. Regionen, deren Mortalitätsstatistiken seit Jahren zeigen, wie tödlich schlechte Luft, Hitze und Umweltgifte wirken, wählen Parteien, die Umweltschutz mit kaum verhohlenem Spott abtun und lieber von „Übertreibungen“, „Panikmache“ oder „linken Erfindungen“ sprechen.

Man könnte meinen, die Realität selbst hätte beschlossen, satirisch zu werden. Wir ersticken, schwitzen und vergiften uns selbst, aber ein Teil der Bevölkerung bleibt überzeugt, dass das eigentliche Problem jene seien, die auf die Daten hinweisen.

Europa stirbt nicht an Ignoranz, aber Ignoranz hilft kräftig mit.

Die Zahlen sind eindeutig. Die Politik wäre handlungsfähig. Die Opfer stehen buchstäblich in den Statistiken. Die Frage ist nur, ob Europa den Mut findet, hinzusehen, bevor die nächste Hitzeperiode, die nächste Luftbelastungswelle oder die nächste stille Herzattacke die Debatte erneut beendet.