Deutschland braucht mehr Armin Laschet

Vorab: Ich kenne Armin Laschet persönlich aus meiner Zeit in der Jungen Union und CDU Aachen – und ich schätze ihn seit vielen Jahren. Dieser Text ist kein neutraler politischer Kommentar, sondern ein sehr persönlicher Beitrag. Ich bin nicht objektiv – und will es in diesem Fall auch nicht sein.

Es war im Sommer 2021, als sich das öffentliche Urteil über Armin Laschet verfestigte: Ein Lacher an der falschen Stelle, ein unbeholfenes Bild hier, ein zögerliches Statement dort – und, nicht zu vergessen, die Debatte um seine Prüfungsnoten aus der Uni-Zeit. Die sogenannte „Notenaffäre“ wurde medial seziert, als sei sie ein Staatsverbrechen, dabei war sie bestenfalls ein administratives Kuriosum. Doch all das reichte aus, um ihn zum Gespött vieler zu machen. Laschet galt plötzlich als ungeeignet, als Leichtgewicht, als jemand, der Kanzler werden wollte, aber nicht sein konnte. Rückblickend war es eine bemerkenswert schnelle und gnadenlose Degradierung eines Mannes, der zuvor mit großer Mehrheit zum CDU-Parteivorsitzenden gewählt worden war – und das nicht zufällig.

Heute, vier Jahre später, wirkt das Urteil von damals fast vorschnell. In einer politischen Landschaft, die von Lautstärke, Eitelkeit und inszenierter Polarisierung geprägt ist, erscheint Armin Laschet wie ein Relikt – und zugleich wie eine Hoffnung.

Die Rückkehr des Stillen

Armin Laschet ist nie wirklich verschwunden. Er hat sich nicht verbittert zurückgezogen, sondern im Hintergrund Verantwortung übernommen, zuletzt als profilierter Europa-Politiker mit erstaunlich breiter Anerkennung. Während andere große Reden schwingen, ist Laschet einer, der still arbeitet, zuhört und verbindet.

Dass man heute in der Union immer wieder seinen Namen hört, wenn es um Versöhnung, Vermittlung oder Integrität geht, zeigt, dass manche Menschen Zeit brauchen, um wieder wahrgenommen zu werden – und andere, um ihren Fehler zu erkennen.

Warum gerade Laschet?

Laschet steht für etwas, das in der aktuellen Politik selten geworden ist: Zutrauen statt Zynismus, Gelassenheit statt Angriff, Verlässlichkeit statt kurzfristiger Profilierung. Das wurde ihm früher als Schwäche ausgelegt – heute wirkt es fast wie ein Gegengift zum Dauerempörungsbetrieb der Berliner Blase.

Es ist kein Zufall, dass seine vermeintlich „kleinen“ Fehltritte von damals – wie sein Lachen bei der Flut oder ein unpräziser Satz – bis heute nachhallen, während andere Politiker sich ganz andere Eskapaden leisten, die kaum eine Schlagzeile wert sind. Warum ist das so?

Vielleicht, weil Laschet nicht dem Typus des durchsetzungsstarken Alphapolitikers entspricht, den viele Journalisten so gerne sezieren oder bewundern. Vielleicht, weil er zu menschlich wirkte, zu normal, zu wenig "Kanzlerinszenierung". Und vielleicht auch, weil er in Zeiten der Aufmerksamkeitsökonomie einfach nicht laut genug war.

Rehabilitiert – durch das Scheitern der Lauten?

Gerade im Licht der aktuellen Ereignisse – etwa der Kanzlerwahl von Friedrich Merz im zweiten Anlauf – erkennt man: Führung braucht mehr als Machtorganisation. Und plötzlich erscheint Laschet in einem neuen Licht. Er hat nie gepoltert, nie spalterisch agiert, nie die Gesellschaft in Lager geteilt. Er war und ist ein Brückenbauer – leise, aber prinzipientreu.

Vielleicht ist es kein Zufall, dass viele in der CDU sich heute wieder mit Respekt an ihn erinnern. Und vielleicht ist das die eigentliche Rehabilitierung: dass sich Integrität am Ende doch durchsetzt, wenn die politische Kulisse laut genug auseinanderklirrt.

Fazit

Ich habe damals nicht in Armin Laschet den perfekten Kanzler gesehen. Aber je länger ich die politische Entwicklung seitdem verfolge, desto mehr wächst mein Respekt vor diesem Mann, der durch eine mediale Dauervergrößerung seiner Schwächen öffentlich gestürzt wurde – aber sich selbst nicht hat entwürdigen lassen. In einer Zeit, in der viele Politiker sich hinter Schlagworten und Angriffsstrategien verschanzen, wirkt Laschets ruhige Art nicht wie Schwäche, sondern wie Stärke, die wir verlernt haben zu erkennen.

Und ich glaube: Wir könnten mehr Armin Laschet in unserer Politik gebrauchen. Nicht als Lautsprecher. Sondern als Stimme der Vernunft.