Sommer = mehr Sonne = mehr Strom? Nicht ganz.

Wenn draußen die Sonne scheint und das Thermometer über die 30 °C-Marke klettert, bekomme ich regelmäßig die gleiche Frage gestellt: „Müssten deine Solarpanels jetzt nicht richtig Leistung bringen?“ Schließlich sind die Sommermonate die sonnenreichste Zeit des Jahres – ideale Bedingungen also für Photovoltaik, sollte man meinen.

Doch die Realität ist etwas komplexer. Ich beobachte seit Jahren, dass gerade an besonders heißen Tagen die tatsächliche Leistung meiner Anlage hinter den Erwartungen zurückbleibt. Und das ist kein Fehler, sondern ein ganz normales physikalisches Verhalten.

In diesem Beitrag möchte ich erklären, warum Solarpanels bei großer Hitze weniger Strom liefern, wie groß der Effekt sein kann und was man bei der Planung und im Betrieb dagegen tun kann.

Warum Hitze den Wirkungsgrad senkt

Die Erklärung liegt im Aufbau der Solarmodule. Diese bestehen aus Halbleitern, deren elektrische Eigenschaften temperaturabhängig sind. Je wärmer das Modul wird, desto mehr sinkt die Spannung in den Solarzellen. Die Stromstärke bleibt dabei weitgehend konstant, aber durch die niedrigere Spannung reduziert sich die Gesamtleistung des Moduls. Entscheidend ist hier der sogenannte Temperaturkoeffizient – ein technischer Wert, den jeder Modulhersteller angibt. Er zeigt an, wie stark die Leistung bei steigender Temperatur abnimmt.

Wie entsteht und berechnet man Leistungsverluste bei Hitze?

Der Leistungsverlust eines Solarmoduls durch hohe Temperaturen lässt sich nicht nur beobachten, sondern auch sehr gut berechnen. Die Ursache liegt in der Physik der Halbleiter: Je heißer die Solarzellen, desto stärker sinkt deren Spannung – die Leistung nimmt ab, obwohl die Sonne scheint.

Dazu gibt es eine einfache Formel: Leistungsverlust = (Modultemperatur – 25 °C) × Temperaturkoeffizient

Was bedeutet das konkret?

Rechenbeispiel 1:
Ein Modul mit –0,4 %/°C und 60 °C Zelltemperatur verliert: (60 – 25) × 0,4% = 14% Leistungsverlust

→ Das entspricht einem Leistungsverlust von 56 W bei einem 400 W-Modul, also nur noch ca. 344 W effektive Leistung.

Rechenbeispiel 2:
Bei 55 °C Modultemperatur ergibt sich: (65 – 25) × 0,4 % = 12%

→ Das Modul liefert dann nur noch etwa 352 W statt 400 W – obwohl die Sonne optimal scheint.

Und das ist nur ein Modul. Bei einer 7 kWp-Anlage kann der Verlust an einem heißen Tag schnell mehrere hundert Watt betragen.

Wie heiß werden Solarpanels überhaupt?

Hier einige Werte, die ich auf meinem eigenen Dach gemessen habe:

Der Effekt ist besonders stark bei Aufdachanlagen mit geringer Hinterlüftung – also auf Ziegeldächern oder Flachdächern ohne Luftzirkulation. Freistehende Module, etwa in Freiflächenanlagen, bleiben deutlich kühler.

Was kann man dagegen tun?

Ganz vermeiden lassen sich Leistungsverluste durch hohe Temperaturen nicht – aber ich habe über die Jahre gelernt, dass man sie spürbar reduzieren kann. Hier sind bewährte Maßnahmen, die ich selbst umsetze oder empfehle:

1. Gute Hinterlüftung – der wichtigste Faktor
Der Temperaturunterschied zwischen Luft und Modul spielt eine entscheidende Rolle. Je besser ein Solarpanel von hinten belüftet wird, desto geringer ist die Erwärmung und desto höher bleibt der Ertrag.

2. Helle, reflektierende Dachflächen
Dunkle Ziegel oder Bitumenbahnen speichern Hitze. Auf hellen Oberflächen dagegen bleiben die Temperaturen deutlich niedriger. Das wirkt sich indirekt auf die Modultemperatur aus, insbesondere bei schlecht belüfteten Installationen. Ein zusätzlicher Nebeneffekt: Auch das Gebäude selbst bleibt kühler – ein Vorteil im Sommer.

3. Die richtigen Module wählen
Nicht jedes Solarmodul reagiert gleich empfindlich auf Hitze. Der sogenannte Temperaturkoeffizient für Pmax ist ein klarer Indikator:

Ich empfehle beim Kauf, diesen Wert nicht zu ignorieren – vor allem, wenn die Anlage auf einem Flachdach, Balkon oder generell an einem warmen Standort installiert wird.

4. Ost-/West-Ausrichtung zur Vermeidung von Mittagsspitzen
Südanlagen liefern zur Mittagszeit zwar die höchste Leistung – und damit auch die stärkste Erwärmung. Eine Ost-/West-Ausrichtung verteilt die Einspeisung besser über den Tag:

5. Realistische Prognosen und Planung
Wer mit Tools wie PVGIS oder Open-Meteo arbeitet, sollte in seinen eigenen Berechnungen Temperaturkorrekturen einplanen. Mein GTI-Programm skaliert Sommerprognosen inzwischen bewusst konservativer, gerade im Juli und August. Wer's genau wissen will: Ein einfacher Temperatursensor auf der Modulrückseite liefert schnell Klarheit über die tatsächlichen Bedingungen – eine Investition von wenigen Euro mit großem Nutzen.

Mein Fazit

Mehr Sonne heißt nicht automatisch mehr Strom. Wer wie ich seine Anlage im Detail analysiert, stellt fest: Hitze kostet Ertrag – im wahrsten Sinne des Wortes. Der Temperaturkoeffizient ist einer dieser technischen Werte, die in der Werbebung selten erwähnt werden, aber in der Realität entscheidend sein können. Deshalb lohnt es sich, nicht nur auf kWp und Modulfläche zu schauen, sondern auch auf die Thermik auf dem Dach. Nur so lässt sich das Maximum aus der eigenen Photovoltaikanlage herausholen – auch im Hochsommer.